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Guter Boden ist der Anfang von allem (III) - Was ist Humus?

In Teil 1 habe ich darüber geschrieben, dass Pflanzen zum Überleben dringend Photosynthese betreiben müssen und dafür Sonnenlicht, CO2 und Wasser brauchen.

In Teil 2 haben wir uns dann mit dem natürlichen Nährstoffkreislauf, den überwiegenden Nachteilen von Kunstdünger in diesem Kreislauf und mit dem groben Aufbau des Bodens beschäftigt. Außerdem habe ich erklärt, wie Ihr ganz einfach die Bodenart in eurem Garten bestimmen und verbessern könnt.

 

In Teil 3 geht es heute um den Humus als wichtigsten Bestandteil eines von Natur aus fruchtbaren Bodens.

 

Was versteht man unter natürlicher Bodenfruchtbarkeit?

 

Auf natürliche Art fruchtbar ist der Boden, wenn er ohne künstliche Düngung langfristig erntefähige Lebensmittel hervorbringt.

 

Wie kommt es dazu?

 

Im Boden finden ständig Auf-, Um- und Abbauprozesse statt. Diese sind ein Zusammenspiel aus

  • der Verwitterung des Ausgangsgesteins in der Tiefe, wodurch Mineralien freigesetzt werden,
  • absterbenden Pflanzen und toten Tieren an der Oberfläche und
  • Bodenlebewesen, die diese zerkleinern, in tiefere Bodenschichten ziehen und zersetzen.

Bei der Zersetzung werden die Nährstoffe aus den abgestorbenen Pflanzen für die nächste Pflanzengeneration wieder verfügbar gemacht.

Wird bei diesen Vorgängen mehr Substanz auf- statt abgebaut, bildet sich über lange Zeiträume die sogenannte Humusschicht.

 

Was ist Humus?

 

Humus ist eine nährstoffreiche Schicht, die unsere Pflanzen langfristig ernähren kann. Er ist das Endprodukt, das entsteht, wenn Bodenlebewesen abgestorbenes organisches Material zersetzen.

 

Ein reges Bodenleben spielt also eine entscheidende Rolle, damit Humus entstehen kann. Eine Handvoll Gartenerde enthält bestenfalls Insekten, Milben, Gliederwürmer, Springschwänze, Fadenwürmer, Algen, Pilze und Bakterien, die alle ihren Teil zur Humusentstehung beitragen.

 

Die ab-, um- und aufbauenden Vorgänge laufen in der Regel ständig ab, sodass es immer organische Substanz in verschiedenen Zersetzungsstadien gibt. Das macht die genaue Abgrenzung von Humus zu seinen Vorstufen schwierig. Wichtig ist jedoch, dass alle Bestandteile zur Verfügung stehen, die für den Prozess notwendig sind. Die fruchtbare Humusschicht kann nur dann entstehen, wenn ausreichend organisches Material und Bodenleben vorhanden sind.

 

Welche Vorteile hat der Humusaufbau?

 

Wenn wir es schaffen, den Humusgehalt unseres Bodens zu steigern, 

  • sorgen wir langfristig für natürlich fruchtbare Böden,
  • erhalten wir feinkrümelige Böden, die sich leichter bearbeiten lassen,
  • verbessern wir die Fähigkeit des Bodens, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen und zu speichern,
  • erhöhen wir die Chance, auch in Jahren mit ungünstigen Wetterbedingungen trotzdem gute Erträge zu erzielen,
  • sparen wir Geld für energieaufwändig produzierten Kunstdünger,
  • helfen wir, dass CO2 im Boden gebunden wird.

Pflanzen enthalten sehr viel Kohlenstoff. Bei dem Abbau der organischen Substanzen durch Bodentiere, Pilze und Bakterien entsteht daraus zum Teil auch CO2, das freigesetzt wird und unseren Pflanzen zur Photosynthese zur Verfügung steht. Der andere Teil des Kohlenstoffs wird in stabile Stoffe umgebaut und im Boden gespeichert. Die Stabilisierung dieser Bodeneinträge ist wichtig für die Erhöhung des Humusgehalts und auch aus Gründen des Klimaschutzes.

Das heißt, wenn wir den Humusaufbau fördern, helfen wir auch unserem Klima. Zerstören wir aber vorhandene Humusschichten, entweicht der gebundene Kohlenstoff und heizt als CO2 unser Klima auf. Dieses baut sich, einmal in der Atmosphäre, nicht mehr selbst ab. Es kann nur in Gewässern gespeichert oder von Grünpflanzen während der Photosynthese abgebaut werden. **************************************************************************************************************

Wirkt sich mehr CO2 in der Atmosphäre demnach nicht sogar positiv auf das Pflanzenwachstum aus?

 

Einige sind der Meinung, dass mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre vorteilhaft sei, weil es einen Düngeeffekt auf die Pflanzen habe. Demnach wäre die Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas also förderlich für unsere Pflanzen, weil  dabei zusätzliches CO2 freigesetzt wird.

 

Dabei missachtet man allerdings die negativen Auswirkungen des höheren CO2-Ausstoßes auf unser Klima. Mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre können die natürlichen Kohlestoffspeicher wie Gewässer und Böden nicht mehr speichern oder umwandeln. Der natürliche Kreislauf ist gestört und unsere Atmosphäre heizt sich auf. Dies geschieht, weil mehr CO2-Teilchen immer weniger von der abgestrahlten Erdwärme ins Weltall entweichen lassen.

Die Auswirkung dieser Erderwärmung sind zum Beispiel starke Stürme, lange Phasen der Trockenheit, Überschwemmungen, Starkregenereignisse und Gewitter, die mit großem Hagel einhergehen. Unter solchen Bedingungen fällt der Gemüseanbau zusehends schwer und lebenswichtige Ernten fallen regional sogar ganz aus.

 

Ein weiterer Nachteil der erhöhten CO2-Werte scheint zu sein, dass unsere Kulturpflanzen mittlerweile weniger Nährstoffe enthalten und uns deswegen nicht mehr ausreichend ernähren können.

(Quelle: https://www.geo.de/wissen/gesundheit/18619-rtkl-brisante-entwicklung-warum-unsere-nutzpflanzen-immer-weniger).

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Wie ist es um den Humusgehalt unserer Böden bestellt?

 

Leider sinkt der Humusgehalt unserer Böden seit Jahrzehnten. Dies geschieht vor allem auf Ackerflächen, wo er schon wesentlich geringer ist als unter Grünland (Wiesen und Weiden). Faktoren, die sich auf die Humusbildung auswirken, sind:

  • Die allgemeinen Bodeneigenschaften wie ph-Wert, Sauerstoffverfügbarkeit und Wassersättigung, die auch Auswirkungen auf die Bodenlebewesen haben,
  • die Zusammensetzung der organischen Substanzen, die in den Boden eingetragen werden,
  • die Art, wie wir den Boden nutzen und bearbeiten.

Besonders schädlich wirken sich folgende Methoden unserer modernen Landnutzung und -bearbeitung auf den Boden aus:

  • das Umbrechen von Grünland zu Äckern und die starke Bodenbearbeitung im Ackerbau (beides bringt die gewachsene Bodenstruktur inklusive der Bewohner "durcheinander" und zerstört die Humusschicht.),
  • das Befahren mit schwerem Gerät (verdichtet den Boden, sodass unter anderem weniger Sauerstoff für das Bodenleben zur Verfügung steht.),
  • der übermäßige Einsatz von organischem Dünger (zu saures Milieu unter anderem für das Bodenleben)
  • Einsatz von Kunstdünger (fehlendes Futter für die Bodenlebewesen) und
  • Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (töten nicht nur "Schädlinge" sondern auch "Nützlinge" und können so das natürliche Räuber-Beute-Verhältnis zerstören)

Wie steht es um den Humusgehalt eures Gartenbodens?

 

Um einzuschätzen, wie es um den Humusgehalt eures Gartenbodens bestellt ist, könnt Ihr euch zunächst mal seine Farbe ansehen. Generell kann man sagen: Je dunkler, feinkrümeliger und lockerer der Boden ist, desto größer wird vermutlich der Humusgehalt sein. Außerdem sollte der Boden ganz typisch nach Erde riechen. Um den Gehalt genauer und sicherer zu bestimmen, bedarf es allerdings komplizierter Bodenanalysen.

 

Ihr könnt aber davon ausgehen, dass ihr bei ständiger Nutzung für Gemüseanbau für den Aufbau eures Humus sorgen solltet. Außerdem verläuft der Neuaufbau sehr langsam und dauert in unseren Breiten etwa 100 bis 300 Jahre. Fangt also lieber heute als morgen damit an und sorgt so für fruchtbare Böden, die auch noch für unsere Nachfolger verfügbar sind.

 

Wie könnt ihr den Aufbau einer Humusschicht in eurem Garten fördern?

 

Indem ihr nicht eure Pflanzen sondern die Bodenlebewesen füttert. Dies geschieht, indem ihr dem Boden organisches Material (= Nährhumus) zufügt, das von den Tierchen und Mikroorganismen zerkleinert, zersetzt und eingearbeitet wird. Dabei entstehen dann auch Nährstoffe, die unsere Pflanzen überhaupt erst aufnehmen können.

 

Die verbreitete Meinung ist, dass wir UNSERE PFLANZEN mit Nährstoffen versorgen müssen. Dies geschieht meistens in Form von schnellverfügbarem "Kunstdünger" (= mineralischer Dünger). Dessen Nährstoffe können sofort von den Pflanzen aufgenommen werden, ohne vorher mikrobiell umgebaut werden zu müssen.

Damit hungern wir jedoch die Bodenlebewesen aus, die entsprechend weniger Humus produzieren. Dieser fehlt wiederum den Pflanzen zur Versorgung mit Nährstoffen. Wir müssen also wieder Kunstdünger ausbringen, wodurch ein Teufelskreis entsteht.

Außerdem sinkt mit fortschreitendem Humusschwund die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern. Auch dieses steht dann für unsere Pflanzen nicht mehr zur Verfügung.

 

Welche Methoden ihr anwenden könnt, um die Bodenlebewesen zu füttern, klären wir dann in Teil IV der Serie.

 

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