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Guter Boden ist der Anfang von allem (II) - Was ist eigentlich Boden?

In Teil 1 habe ich darüber geschrieben, dass Pflanzen zum Überleben dringend Photosynthese betreiben müssen und dafür Sonnenlicht, CO2 und Wasser brauchen, um zunächst Glucose herzustellen, die als Grundlage zum Aufbau anderer lebenswichtiger Stoffe dient.

Außerdem habe ich schon erwähnt, dass die weiteren lebensnotwendigen Nährstoffe bevorzugt aus einem intakten Boden stammen und besser nicht über "Kunstdünger" (mineralischer Dünger) hinzugefügt werden sollten. Bevor ich darauf weiter eingehe, sollten wir uns überlegen, wie die Natur die Dinge normalerweise ohne unser Eingreifen regelt:

 

Wie funktioniert der Nährstoffkreislauf ohne unser Zutun?

 

Pflanzen benötigen, nachdem sie die Glucose produziert haben, noch Mineralstoffe aus dem Boden. Daraus können sie dann zum Beispiel Eiweiße herstellen, die dringend für das weitere Wachstum benötigt werden. Auch viele Schutzstoffe und Vitamine bildet die Pflanze selbst. Über innenliegende Leitungsbahnen werden diese Stoffe in alle Teile der Pflanze transportiert, bzw. dorthin, wo sie benötigt werden.

Hauptziel der Pflanzen ist, sich weiterzuvermehren. Das geschieht zum Beispiel, indem sie Samen produzieren. Ist dieses Ziel erreicht, ziehen sie viele der für sie wichtigen Stoffe wieder aus ihren oberirdischen Teilen zurück und lagern diese in ihren meist unterirdischen Speicherorganen (z.B. Wurzeln, Zwiebeln...) ein. Davon zehren sie dann wieder beim Neuaustrieb im nächsten Frühjahr.

Das oberirdische Blattwerk stirbt ab und wird von Bodenlebewesen nach und nach zerkleinert und zersetzt. Auf diese Weise werden die darin noch verbliebenen Inhaltsstoffe wieder dem Boden zugefügt und stehen den später neuaustreibenden Pflanzen zur Verfügung.

 

Welche Rolle übernehmen wir als Hobbygärtner in diesem Kreislauf?

 

Ich schrieb oben, dass das Hauptziel der Pflanze sei, sich zu vermehren. Unser Ziel als Hobbygärtner ist jedoch meistens, die komplette Pflanze oder Teile von ihr zu ernten, um daraus ein leckeres Essen herzustellen. Bei der Ernte entnehmen wir aber auch Nährstoffe aus dem beschriebenen Kreislauf.

In früheren Zeiten wurde dieser Mangel durch besondere Anbaumethoden und organische Düngung behoben, zum Beispiel in Form von nährstoffreichem Pferde- oder Kuhmist. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man verstärkt auf "Kunstdünger" (mineralische Dünger) auszuweichen. Diese Art der Düngung bietet unseren Kulturpflanzen nun schon seit Jahrzehnten schnell verfügbares "Futter". Auch einzelne Nährstoffe lassen sich bei Mangel zielgerichtet und bequem dosieren. Allerdings hat dieser mineralische Dünger auch große Nachteile:

  • Der Kunstdünger wird sehr energieaufwändig hergestellt. Aufgrund der Klimaproblematik sollten wir also besser auf dessen Einsatz verzichten. Zumindest im Hausgarten.
  • Schnell passiert es, dass man den schnell verfügbaren mineralischen Dünger überdosiert. Die Nährstoffe werden dann nicht so schnell aufgebraucht und reichern sich an, was mit der Zeit zu einer Versauerung des Bodens führen kann, das heißt der pH-Wert sinkt ab. Dies schadet ab einem gewissen Grad Pflanzen und Boden. Die meisten unserer Gartenpflanzen benötigen einen pH-Wert zwischen 6 und 7, um überhaupt Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen zu können. Weicht der Wert von diesem Optimalbereich ab, kann es sein, dass die Gewächse Mangelerscheinungen zeigen, obwohl noch genügend Nährstoffe im Boden sind. Durch zusätzliche Düngung, weil man denkt, das Problem der Pflanze sei ein Nährstoffmangel, verschlimmert man dieses Problem nur. Auch die Bodenlebewesen fühlen sich in einem zu sauren Bodenmilieu nicht mehr wohl.

    Ihr könnt den pH-Wert eures Gartenbodens mit einem Lackmustest (Papierstreifen) aus dem Gartencenter oder Baumarkt testen. Dafür wird etwas Erde von der gewünschten Pflanzstelle in destilliertes Wasser eingerührt und der Papierstreifen dazugegeben. Nach einigen Sekunden verfärbt sich das Papier und Ihr könnt anhand einer beiligenden Farbskala den Wert ablesen. Bei einem zu niedrigen Wert solltet ihr den Boden mit Kalk (zum Beispiel Algenkalk) düngen.

  • Von vornherein "schlechte" Böden können die Nährstoffe aus dem Kunstdünger gar nicht erst halten. Diese werden dann mit dem Wasser ausgewaschen, stehen den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung und führen auch zu hohen Nitratwerten in unserem Wasser.
  • Aber auch die natürliche Bodenfruchtbarkeit "guter" Böden sinkt beim Einsatz von Kunstdünger. Dieser stellt dem Boden lediglich schnellverfügbare Nährstoffe aber kein organisches Material zur Verfügung. Dieses organische Material (z.B. tote Pflanzen und Tiere) wird aber benötigt, um eine fruchtbare Humusschicht (s.u.) aufzubauen. Versucht man diese fehlende natürliche Fruchtbarkeit durch noch mehr mineralischen Dünger auszugleichen, beginnt ein Teufelskreislauf.

Bevor ich auf die alternativen Möglichkeiten der Nährstoffrückführung eingehe, möchte ich näher auf das Schlüsselelement im beschriebenen Nährstoffkreislauf eingehen: Den Boden. 

 

Was ist eigentlich "Boden"? 

 

Biologisch betrachtet wird die oberste Schicht der Erdrinde als Boden bezeichnet. Diese wird unten durch Gestein und oben durch die Pflanzendecke und die Erdatmosphäre begrenzt.

 

Boden besteht aus:

  • Mineralien aus verwittertem Gestein,
  • lebenden Organismen (z.B. Insekten, (Regen-)würmern, Pilzen, Bakterien),
  • Humus (tote organische Substanz, z.B. abgestorbene Pflanzen und Tierkadaver),
  • mit Wasser und Luft gefüllte Zwischenräume (Poren)

Wenn wir von Boden sprechen, meinen wir meistens die oberen 20 bis 30 Zentimeter, in die wir unsere Pflanzen säen oder setzen. In diesem Oberboden oder "Mutterboden" mischen sich die mineralischen Substanzen des verwitterten Gesteins mit den organischen Substanzen. Außerdem findet man dort eine große Menge an sauerstoffliebenden Bodenlebewesen, die ständig die organischen Substanzen zerkleinern und zersetzen. Durch sie wird der Boden ständig durschmischt, durchlüftet und gelockert.

 

Was macht "guten" Boden aus?

 

Ein "guter" Boden ist, ganz grob gesagt, fähig Wasser aufzunehmen und dieses sowie Nährstoffe im für Pflanzen verfügbaren Bereich zu halten. Er zeichnet sich durch eine feinkrümelige Struktur und eine große Anzahl an aktiven Bodenorganismen aus. Außerdem ist er in der Lage, uns zu gefiltertem und sauberem Grundwasser zu verhelfen. Ein wesentlicher Vorteil ist auch, dass ein gut funktionierender Boden Kohlendioxid speichert und somit eine große Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielt. 

Vor allen Dingen die Struktur des Bodens aufgrund seines Anteils an Ton-, Lehm- und Sandpartikeln, sowie des Durchmessers der Bodenporen spielen eine große Rolle, um all dies leisten zu können.

 

Wie kannst Du die Bodenart in deinem Garten feststellen und die Qualität verbessern?

  • Sandige Böden können schlecht Wasser und Nährstoffe speichern. Sie erwärmen sich dafür sehr schnell. Ihr erkennt sie daran, dass die feuchte Erde beim Kneten mit den Fingern auseinanderfällt und sich rau (sandig) anfühlt. Mit Bentonit (eine Mischung verschiedener Tonmaterialien) oder regelmäßigen Kompostgaben könnt Ihr diese Bodenart für euren Garten verbessern.
  • Lehmige Böden können Wasser und Nährstoffe in der Regel gut speichern. Wenn ihr ein bisschen Erde zwischen den Händen zu einer Wurst formen könnt, die dann allerdings leicht rissig wird, handelt es sich vermutlich um diese Bodenart. Eventuell könnt Ihr etwas Sand untermischen, ansonsten müsst Ihr normalerweise nichts weiter machen, als regelmäßig die Nährstoffe zufügen, die durch den Gemüseanbau verbraucht werden und den ph-Wert im Auge behalten (s.o.).
  • Tonige Böden können sehr viel Wasser aufnehmen, das dann allerdings den Pflanzen kaum zur Verfügung steht, da es so stark an den Tonpartikeln haftet. Tonboden erwärmt sich nur langsam und oft hat man nach Regen Probleme mit Staunässe. Wenn Ihr euren Gartenboden gut zu einer stabilen Wurst formen könnt, deren Oberfläche glänzt, habt Ihr es wahrscheinlich mit einem hohen Tonanteil im Boden zu tun. Ihr könnt ihn verbessern, indem Ihr Sand darunter mischt.

Den wichtigsten Bestandteil von fruchtbarem Boden betrachten wir in Teil 3 näher:

Den Humus. Dessen Anteil langfristig zu erhöhen, sollte das Ziel unserer Gartenarbeit sein.

 

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